Gaggenau: CO2-Einsparung durch intelligente Taxivermittlung
Wien – Gaggenau, 14.01.2019 – Seit 1. Januar gilt in Deutschland ein höherer Mindestlohn. Für etliche Taxibetriebe steigen damit die Personalkosten. Ein Taxibetrieb aus Gaggenau will das mit einer Reduzierung seiner Leerkilometer kompensieren – und damit gleichzeitig der Umwelt einen Gefallen tun.
Zum Jahreswechsel ist in Deutschland der Mindestlohn um vier Prozent gestiegen. Das klingt nach wenig, bedeutet aber beispielsweise für einen Taxibetrieb wie die im badischen Gaggenau ansässige Holl AG mit Betriebssitzen in Baden-Baden und im Landkreis Rastatt eine jährliche Lohnkostensteigerung von 100.000 Euro. Die Holls zahlen ihren Fahrerinnen und Fahrern den gesetzlichen Mindestlohn als Grundlohn und eine Umsatzbeteiligung on top. Ersteres wird nun um jene vier Prozent angehoben –und damit niemand benachteiligt wird, erhalten auch die Mitarbeiter der Verwaltung einen um vier Prozent höheren Stundenlohn.
Da eine Weitergabe der gestiegenen Kosten an die Kunden nicht möglich ist (eingereichte Tariferhöhungen wurden vom Landratsamt abgelehnt), hat das Unternehmen nun die Effizienz seiner Auftragsvermittlung verbessert. Dazu wurde gemeinsam mit fms/Austrosoft ein neuer Vermittlungsalgorithmus entwickelt, der in der Silvesternacht erstmals zum Einsatz kam und den Dirk Holl folgendermaßen erklärt: „Bei uns wird nicht einfach das nächste freie Fahrzeug zu dem Kunden geschickt. Sondern es wird ermittelt, ob vielleicht ein bereits besetztes Taxi in diese Richtung fährt oder zukünftig ein Fahrzeug in diese Richtung fahren wird. Auch wird beachtet, zu welchem Standort das Taxi wieder zurückkehren muss, was gerade bei der Holl AG mit Zweigstellen in Baden-Baden, Bühl, Gaggenau, Gernsbach, Muggensturm und zukünftig in Karlsruhe sehr sinnvoll ist.“
Voraussetzung für diese intelligente Vermittlung ist, dass Kunden bei der Taxibestellung Ihr Fahrtziel bekanntgeben und dieses im System hinterlegt wird. Wird die Fahrt dann einem Fahrzeug aus der Holl-Flotte zugewiesen, kennt das System nicht nur die Zieladresse, sondern kann die dortige Ankunftszeit vermitteln. Ab diesem Moment kann auch schon ein weiterer Folgeauftrag dem Fahrzeug zugeordnet werden. „Der Fahrer bekommt diesen dann eingespielt, sobald er die aktuelle Fahrt abgeschlossen hat“, verrät Dirk Holl gegenüber Taxi Times. „Es war natürlich eine Herausforderung, in dieser Nacht gleich ein neues System zu benutzen. Die Kunden waren dabei immer überrascht, wenn man ihnen sagen konnte, dass zum Beispiel in 28 Minuten ihr Taxi bei Ihnen sein wird. Sofern es keine unplanmäßigen Komplikationen gab, wurden die Zeitangaben auch immer eingehalten“ freute sich Dirk Holl und sein Bruder Sebastian, der in dieser Silvesternacht die Disposition leitete, ergänzt: „Gerade in einer Nacht, in der fast die ganze Flotte besetzt ist und wir bereits zu 95% mit Vorbestellungen ausgebucht waren, war es doch sehr interessant, wie das neue Vermittlungssystem versuchte, so effizient wie möglich die Fahrzeuge zu disponieren.“
Mittlerweile hat sich diese neue Art der Vermittlung auch an ruhigeren Tagen bewährt. Dadurch, dass zu den Abholadressen verstärkt die Fahrzeuge disponiert werden, die sowieso besetzt in der Nähe freigeworden sind, anstatt ein zum Zeitpunkt der Bestellung freies, aber weiter entferntes Taxi zu schicken, spart sich das Unternehmen viele Leerkilometer. Aktuell rechnet die Holl AG damit, dass durch die Einsparung von unnötigen Leerfahrten ca. 350.000 Kilometer pro Jahr weniger gefahren werden. Die daraus eingesparten 60 Tonnen an CO2 sollen dabei nur durch den von FMS / Austrosoft entwickelten Algorithmus erzielt werden. jh
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